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Pfaffendorf

Pfaffendorf gehört erst seit 1994 als Ortsteil zur Stadt Königstein. Seinen Namen erhielt der Ort, weil im Mittelalter die Einwohner den Königsteiner Pfaffen Zinsen zahlen mussten.

Bereits 1437 wird das Dorf in diesem Zusammenhang erstmals erwähnt. Besagter Geistliche hatte noch weitere Rechte: Ihm stand die niedere Gerichtsbarkeit zu, und er durfte im Gebiet um den Pfaffenstein Hasen jagen.

Das einstigste Waldhufendorf liegt in einer flachen Geländewanne, auf deren einen Seite nur Gärten und kleine Felder angelegt werden konnten, auf deren anderen besagte Hufen entstanden. Von dieser bäuerlichen Vergangenheit zeugen noch zahlreiche Bauerngüter, meist Dreiseithöfe mit einem Fachwerkobergeschoss.

Am Dorfbach steht ein Steinkreuz, unter dem ein Eremit begraben worden sein soll. Für den Weg nach Königstein bleibt am Ortsende nur wenig Platz, so eng stehen die Häuschen entlang des in Stufen abfallenden Bachs beieinander. Verfolgt man die Straße weiter hinunter zur Stadt, so führt sie in Kehren um einen Felssporn herum. Hier begann im Mittelalter die einst wichtige Straße von Königstein über Pfaffendorf und Kleingießhübel nach Tetschen. Auf alten Karten ist sie noch eingezeichnet.

Ein Pfaffendorfer Bauernhof trägt einen besonderen Namen: Barbarinegut. Seine Flur reicht bis an eine 35 m hohe, 1905 zum ersten Mal bestiegene Felsnadel heran. Sie ist das Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz: die Barbarine. Die Sage deutet das einzigartige Felsgebilde als eine verzauberte Jungfrau, die, statt zur Kirche zu gehen, auf dem Pfaffenstein Beeren sammelte.

Dieser Berg gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen in der Sächsischen Schweiz. C. G. Jäckel legte als Erster einen Weg auf den Gipfel an, um Besucher auf den Berg führen zu können. An den 1882 verstorbenen Erschließer erinnert eine Gedenktafel am Jäckelfelsen. Weitere Aufstiegsmöglichkeiten entstanden 1897 und 1913.

Von den ersten Bewohnern des Berges zeugen zahlreiche Funde wie Feuerstellen, Steinbeile, Mahl- und Reibesteine bis hin zu bronzenen Armbändern. Auch ein Keramiksieb wurde gefunden, das wahrscheinlich dafür diente, Käse zuzubereiten. Wissenschaftler ordnen die Funde der Lausitzer Kultur zu. Die Fundorte lagen zumeist im Umkreis des heutigen Berggasthauses. Dessen Vorgänger waren zwei Rindenhütten, die man 1852 auf dem Berg errichtete. Das heutige Gasthaus entstand 1880. Wer den westlichen, ursprünglichen Zugang zum Auf- oder Abstieg wählt, der stößt auf einen bogenförmigen, etwa 200 m langen Wall, der einst zum Schutz der bronzezeitlichen Siedlung angelegt wurde.

Der Pfaffenstein diente nicht nur in grauer Vorzeit als Siedlung. Auch in Kriegen zogen sich die Einwohner von Pfaffendorf auf den Stein zurück. Das ist aus der Zeit des sächsisch-schwedischen Krieges von 1706 und den Befreiungskriegen 1812/1813 bekannt. Seit dieser Zeit existiert auch der Name "Kleiner Kuhstall" für die erwähnte Höhle.